Bis 2007 versammelte die "Literatur am Niederrhein" das Who`s Who der hiesigen Literaturszene. Es war mir eine Freude, in der Redaktion mitarbeiten zu dürfen.

2018 - heute: Reinhard Strüven schreibt für die neue App des Smart Storys Verlags aus Österreich.

Am liebsten schreibt Reinhard Strüven in öffentlichen Verkehrsmitteln. Und genau da können seine Kurzgeschichten jetzt gelesen werden. Via Smartphone und Co. sind die kurzen Storys des Krefelder Autors abrufbar. Schnell versüßen sie einem Fahrt und Wartezeiten. Online-Kurzgeschichten für Pendler sind das neuartige Konzept des Smart Storys Verlags aus Österreich. „Ein österreichischer Literaturagent brachte mich da ins Spiel“, erzählt Reinhard Strüven. 25 seiner Kurzgeschichten gehören zum Pool der neuen Literatur-App, die vor zwei Monaten an den Start ging. Strüvens Lieblingsthema: „Das Leben als solches und im Speziellen“.

Der Smart Storys Verlag ist ein Ein-Mann-Unternehmen. Hinter dem innovativen Konzept steht Ronnie Heiner. Er langweilte sich auf seinen Fahrten mit Bahn und Bus und vermisste inspirierenden Lesestoff. „Im Roman möchte ich nicht immer nach 20 Minuten unterbrochen werden. Und ständig neue Kurzgeschichtenbände zu suchen, ist mir zu kompliziert. Da kam mir die Idee zu einer Kurzgeschichtensammlung im Internet“, erzählt Ronnie Heiner. Smart Storys liefert genau das: literarisch hochwertige Geschichten, die sich schnell konsumieren lassen und trotz Lesegenuss den Horizont der Leser angenehm erweitern.

Ronnie Heiner hat die Geschichten sorgfältig ausgewählt und lektoriert. Die Storys sind nach Lesedauer zwischen fünf und 15 Minuten eingeteilt. Per Klick wählt man die Lesedauer-Kategorie und es wird eine Kurzgeschichte nach dem Zufallsprinzip zugespielt. Nebenbei bietet der Verleger guten Kurzgeschichten, die im Literaturbetrieb oft zu kurz kommen, eine neue Plattform. Im Gegensatz zu einem E-Book werden die Smart Storys laufend um neue Geschichten erweitert.

 

Bei „Smart Storys“ befindet sich Reinhard Strüven in bester Gesellschaft. Zahlreiche renommierte Autoren schreiben für die App. Erste zaghafte Schreibversuche unternahm der Krefelder Strüven als Schüler am Moltke-Gymnasium. Bis heute ist Literatur sein Weg, eine immer komplizierter werdende Welt zu sortieren. Wenn Reinhard Strüven nicht schreibt, arbeitet der 51-Jährige im Sozialen Dienst der Seniorenheime Hansa-Haus und Josefshaus. Für die quartalsweise von den Einrichtungen der Krefelder Caritasheime herausgegebene Zeitschrift „Jahreszeiten“ zeichnet er als Chefredakteur verantwortlich.

Ein wenig erinnert sein unaufgeregter literarischer Grundton an die großen Vertreter der „Gruppe 47“. Böll, Grass und Walser haben Strüven, Jahrgang 1966, beeinflusst. Neben zahlreichen Veröffentlichungen in Zeitschriften und Anthologien hat Reinhard Strüven vier Erzählbände geschrieben. 2016 ist sein kurzweiliger Roman „Haus der Kunst“ erschienen. In seinem aktuellen, noch nicht veröffentlichten Projekt „Torun trouble“ nähert er sich als Deutscher der polnischen Stadt Torun in Texten und Bildern an.

(WZ, Text: Angelika Fiedler, Foto: Dirk Jochmann)

Die Sonntagsfrage am 2. August 2020

„Fühlen Sie sich als literarischer Versager, Herr Strüven?“

2. August 2020

von Börsenblatt

Der Autor Reinhard Strüven hat in Krefeld den "Club der literarischen Versager" gegründet, erstes Treffen der offenen Textwerkstatt ist am 30. August im "35 Blumen" in Krefeld. Warum der despektierliche Name? Und worum geht es bei den Treffen? Das erklärt Strüven in der Sonntagsfrage. 

"Club der literarischen Versager"? Die Idee zu dem Namen kam mir, als ich im Internet auf einen "Club der polnischen Versager" stieß, der in Berlin existiert. Die polnischen Leute haben oft eine schöne Selbstironie, und hinter ihrem Club der Versager stehen keineswegs Versager, sondern interessante Kulturschaffende polnischer Herkunft.

Ich habe den Namen adaptiert, weil mich der Literaturmarkt in den vergangenen Jahren, aus meiner Sicht, nicht mehr ernst genommen hat. Insofern habe ich beschlossen, ihn auch nicht mehr ernst zu nehmen. Was aber keinesfalls die Liebe zur Literatur infrage stellt oder mindert.

Ein Beispiel: Was Förderungen angeht, so können Sie sich für viele nur bis zum 35. Lebensjahr bewerben. Alle Welt sucht den hoffnungsvollen Nachwuchs. Der Literaturmarkt ist ein Jugendmarkt. Dabei speist sich Literatur aus Lebenserfahrung, Schreiberfahrung, Fähigkeit zur Reflektion, Wissensfundus …, das alles haben Ältere mehr als die Jungen, aber es zählt nicht. Es zählt nur, wenn man es rechtzeitig geschafft hat, dann sprudeln auch für die Älteren die Preise. Als Älterer noch den Einstieg in den Markt zu schaffen, ist nicht unmöglich, aber schwer. 

Der Literaturmarkt ist ein Jugendmarkt. Dabei speist sich Literatur aus Lebenserfahrung, Schreiberfahrung, Fähigkeit zur Reflektion, Wissensfundus …, das alles haben Ältere mehr als die Jungen, aber es zählt nicht.

 

Interessante Menschen, Ideen, Inspiration

Welche Leute zu den Treffen kommen, wird sich herauskristallisieren. Die Kulturstätte „35Blumen“ in Krefeld ist aus privater Initiative entstanden, und es gibt ein kleines, interessiertes Stammpublikum, dass sich regelmäßig dort in dieser ehemaligen Werkstatt am Alten Grünen Weg in Krefeld aufhält, sicher auch zu den geplanten Treffen, jeweils am letzten Sonntag im Monat von 16 bis 18 Uhr.

Und ich hoffe, dass das Rühren der Werbetrommel, zum Beispiel in literarischen Newslettern, eine gewisse Resonanz haben wird. Einige Rückmeldungen gibt es schon. Weitere Literaten werde ich persönlich ansprechen. Ich hoffe, dass sie sich trauen, unter der Überschrift „Literarische Versager“ teilzunehmen, und das alle Interessierten die Ironie und die Prise Dada verstehen, die darin steckt.

Ich habe Erfahrung mit Schreibwerkstätten - als Teilnehmer. Aktuell bin ich Mitglied im Literaturatelier Köln. Dort werden pro Treffen zwei Texte besprochen, 5-10 Seiten lang, je ca. eine Dreiviertelstunde. Der Autor liest etwas aus seinem Text, den alle Anwesenden zuvor als Kopie erhalten haben. Dann muss er die Meinungen und Beurteilungen der Runde über sich ergehen lassen und darf sich erst zum Schluss selbst dazu äußern. Ich finde das etwas streng. Vielleicht finden wir eine andere Form, aber mehr als zwei Beiträge pro Treffen sollten es wohl auch hier nicht werden.

Ich erhoffe mir vom "Club der literarischen Versager" spannende Begegnungen mit interessanten Menschen, Ideen und Inspiration. Und dass sich die Literaturwerkstatt etabliert. Ich selbst arbeite derzeit an einem Roman, der noch in Düsseldorf spielt, wo ich bis vor kurzem meinen ersten Wohnsitz hatte.

Die Anthologie ist nun ein feiner Leistungsnachweis. Und pures Speed-Dating. Kaum hat man sich in einen Text eingelesen, wird man auch schon wieder herauskatapultiert und auf einen neuen Planeten geschossen. Denn jeder Autor hat in der Regel nur drei, vier Seiten, auf denen er sich mit seiner Prosa oder Lyrik präsentieren kann [...]. Das hat einen schönen Effekt: Die Vielzahl an Positionen und Perspektiven sorgt für ein gutes Gefühl der reizvollen Fülle. Was einem da nicht alles um die Augen und Ohren fliegt. Meistens Gegenwärtiges, gelegentlich auch Historisches mit dem Link zum Hier und Heute. (Martin Oehlen, 2019)

Das Literatur-Atelier Köln wird 30, und seine Autorinnen und Autoren feiern das literarische Schreiben mit Erzählungen, Lyrik, Kurzprosa und Essays. In 44 Beiträgen lassen sie sich auf die Logik der Verhältnisse ein, auf Personenschäden, den Weltenwechsel und unerhörte Begebenheiten, sie wandern durch den Text und sprechen aus der Ferne. Großes Erzählen: abwechslungsreich – poetisch – tiefgründig.

Mit Texten von:

Thorsten Becker, Markus Behr, Nika Bertram, Marcel Beyer, Ulrike Anna Bleier, Liane Dirks, T. S. Dorsen, Dietmar Engelberth, Mia Frimmer, Joachim Geil, Anke Glasmacher, Greta Godberg, Dieter M. Gräf, René Hamann, Winni Heil, Bettina Hesse, Norbert Hummelt, Adrian Kasnitz, Lydia Koelle, Doris Konradi, Thorsten Krämer, David Krause, Ute-Christine Krupp, Stan Lafleur, Jo Lendle, Ulla Lenze, Agnieszka Lessmann, Ruth Löbner, Sibylle Luithlen, Martin Mandler, Marie T. Martin, Sophie Reyer, Mithu M. Sanyal, Gundula Schiffer, Sabine Schiffner, Hans Schneiderhans, Ekkehard Skoruppa, Amelie Soyka, Tilman Strasser, Reinhard Strüven, Thien Tran, Hermann Ühlein, Barbara Zoschke

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In Moers stand ich zweimal auf dem Treppchen, 1998 und 2006. 

2006 sogar ganz oben ;)

Vielleicht klappt es noch einmal, denn die Altersbeschränkung ist aufgehoben. Auf nach Moers!

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